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Gotteslob in genau 45 Minuten
15.06.2009 - WORMS
Von Ulrike Schäfer
FERNSEHGOTTESDIENST ZDF überträgt Messe aus Dominikaner-Kirche / Viel Technik vor Ort
Das große Fernsehpublikum
erlebte gestern seinen Sonntagsgottesdienst, der dieses Mal aus der
Dominikanerkirche St. Paulus in Worms kam, wie gewohnt; die Gemeinde vor
Ort indessen war Zeuge einer perfekten Inszenierung. Denn das ZDF in
Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk waren zu Gast in der über
tausendjährigen Kirche, um die Messe live zu übertragen.
45 Minuten und kein Sekündchen
mehr, so war´s geplant, so lief es auch. Schon zwei Tage zuvor waren
die notwendige Technik installiert worden. Am Samstagabend wurde dann
der gesamte Gottesdienst durchexerziert, jeder Schritt, jeder Satz, jede
Kameraeinstellung. "Wir sind gefragt worden, ob wir kurzfristig
einspringen können", erläuterte Prior Ludger Fortmann OP. "Das haben wir
natürlich gerne gemacht".
Letzte Probe um 9.15 Uhr:
Pater Philipp Wagner, der die Messe leiten wird, gibt der versammelten
Gemeinde Hinweise über den Verlauf, lässt sie ein Lied ansingen und den
Kehrvers fürs Kyrie und Gloria üben. Das klingt noch etwas dünn, und
Organist Christian Bonath muss in gewohnter Dynamik ein bisschen auf die
Tube drücken. "Schauen und winken Sie nicht in die Kamera!" ermahnt
Pater Philipp zum Schluss ein bisschen überflüssig. Dann herrscht
Stille, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Vier Kameras beobachten das
Geschehen, und wenn so ein Riesenobjektiv in die Bankreihen gerichtet
wird, pausiert die Spiritualität ein Weilchen. "Wie guck ich jetzt
bloß?" ist jetzt die einzige Frage.
Trotz aller Technik wird es
dann aber ein überaus gelungener Gottesdienst. Dazu trägt wesentlich das
Ensemble Paulinum bei, junge Sängerinnen und Sänger mit herrlichen
Stimmen, die Haydns Missa brevis engelsgleich singen. Begleitet werden
sie von den Streichern Beate Zastro, Anja Fröse und Reinhard Volz sowie
Frederik Weis an der Orgel. "Die Instrumentalisten gehören fest zum
Ensemble", sagt Christian Bonath, der in einem Jahr Aufbauarbeit
Wunderdinge geleistet hat.
Pater Philipp Wagner predigt
über eine Textstelle aus dem Brief des Paulus an die Korinther. Auch wer
ein Christ sein will, erläutert er in eindrucksvollen Worten, ist nicht
gefeit gegen Probleme und entdeckt immer wieder Seiten an sich, die ihm
fremd sind: Dass wir eigene Interessen verfolgen, statt die der anderen
im Blick zu behalten. Dass wir uns um klare Stellungnahmen drücken,
wenn es um die Würde des Menschen geht. Dass wir uns zufrieden geben mit
einer Welt, in der noch vieles im Argen liegt. Paulus ermutigt und
stärkt die kleine korinthische Gemeinde. "Irdisches Leben ist eben nicht
alles", so Pater Philipp.
Damit wolle uns der Apostel
nicht vertrösten, sondern uns sagen, dass Christen etwas über dieses
Leben hinaus erwarten dürfen. Ermutigung und Stärkung bedeutet auch die
heilige Kommunion, die anschließend genau nach Plan ausgeteilt wird.
Danach kann selbst das Abschlusslied in voller Länge gesungen werden.
(Quelle: Wormser Zeitung)