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Ein musikalischer Schatz
05.07.2011 - WORMS
Von Gunter Weigand
KONZERT Ensemble Paulinum spielt Mattheson-Oratorium
Einen selten aufgeführten
musikalischen Schatz haben das Ensemble Paulinum und das Barockorchester
Pulchra Musica unter der Leitung von Christian Bonath bei ihrem
Auftritt in der Dominikanerkirche St. Paulus gehoben. Dieser fand im
Rahmen des Kulturprogramms der Nibelungen-Festspiele statt. Die
Darbietung von Johann Matthesons Oratorium „Der Liebreiche und Geduldige
David“ war ein durchschlagender künstlerischer Erfolg und wurde vom
Publikum mit langem Beifall bedacht.
Das Werk des Komponisten
Mattheson ist durch sein Vermächtnis als Musiktheoretiker überschattet.
Zudem galten viele seiner Kompositionen seit dem Zweiten Weltkrieg als
verloren, bis sie 1998 in Armenien wiederentdeckt und nach Deutschland
zurückgebracht wurden. Vom „David“ existiert bis heute nur eine einzige
CD-Einspielung - musikalisches Neuland stand demnach für die
Protagonisten auf dem Programm. Das kleine Orchester Pulchra Musica war
glänzend aufgelegt und ließ sich auch von den Stimmungsproblemen, die
sich in der ersten Hälfte des Oratoriums mitunter bemerkbar machten,
nicht die Spielfreude nehmen.
Daniel Spektor führte die
Musiker als Konzertmeister in enger Abstimmung mit Dirigent Bonath an,
und mit einer Continuogruppe aus Domkantor Dan Zerfaß (Orgel), Katharina
Schmitt (Cello) und Ichiro Noda (Violone) kann ohnehin nichts
anbrennen. Eine wertvolle Ergänzung stellten die beiden Corno da caccia
dar, eine kleinere Variante des gewöhnlichen Horns, die von Wilhelm
Bruns und Tilman Schärf gespielt wurden.
Chor ist punktgenau zur Stelle
Der Chor hatte vergleichsweise
wenige Einsätze, war jedoch punktgenau zur Stelle. Packend der
Schlachtenchor zu Beginn mit seinem vorwärts drängenden Motiv. Gut
herausgearbeitet wurde auch das Wechselspiel zwischen Julia Weigel
(Sopran) und dem Chor gegen Ende beim Luther-Choral „Ein feste Burg
ist unser Gott“. Den Abschluss „Zwingt die Saiten in Cythara“
gestalteten die Sänger voller Strahlkraft und vermochten sich auch gegen
die triumphierend aufspielenden Cornu zu behaupten.
Die Solisten waren durch die
Bank weg gut besetzt. Florian Rosskopp ging die Titelrolle gelegentlich
etwas zu forciert an, offenbarte aber bei der Arie „Ach, Absalom“ eine
empfindsame Seite, die ihm gut zu Gesicht stand. Ein Gewinn war
Christian Rathgeber, der durch klare Stimme und geschmeidigen Ansatz
beeindruckte. Aus den Reihen des Ensembles trat wieder einmal Stephan
Wernersbach ins Rampenlicht und wusste im Duett mit Julia Weigel restlos
zu überzeugen.
Der Applaus am Ende dauerte
fast vier Minuten und legte ein beredtes Zeugnis darüber ab, wie positiv
die Leistung von Christian Bonath als Dirigenten und den Musikern von
den Zuhörern aufgenommen wurde.