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Selten gehörtes Werk erklang in schlichter Schönheit
„Ensemble Paulinum“ und
„Musica pulchra“ eröffneten Jubiläumsjahr der Bergkirche mit selten
aufgeführter Markuspassion von Keyser
VON ROBERT LEHR Als Bischof
Burchard vor 1.000 Jahren die Bergkirche St. Peter in Hochheim erbauen
liess, sollte es sein Refugium für den Rückzug aus den lärmenden Mauern
einer mittelalterlichen Metropole sein. Am Sonntag Abend schienen
zahlreiche Wormser es der bedeutenden Person aus der Stadtgeschichte
gleich zu tun und dem Treiben bei "Worms blüht auf" entfliehen zu
wollen, denn das romanische Kleinod war bis auf den letzten Platz
gefüllt.
Es war aber auch ein
besonderer Anlass, dem es beizuwohnen galt: Der Auftakt des
Veranstaltungsreigens im Jubiläumsjahr 1.000 Jahre Bergkirche Worms
wurde mit einem musikalischen Leckerbissen begangen. Das "ensemble
paulinum" und das Barockorchester "Pulchra Musica" brachten die
"Markuspassion" von Reinhard Keiser zur Aufführung. Ein Werk, das zu den
oratorischen Passionen gehört, bei denen die originalen Bibeltexte
vertont werden. In diesem Fall der Leidensweg Christi in der Version des
Evangelisten Markus.
Die beiden Ensembles unter der
Gesamtleitung von Christian J. Bonath brachten eine Fassung zu Gehör,
die auch schon von Johann Sebastian Bach 1713 in Weimar dargeboten
wurde. Überhaupt scheint das Werk des 1674 geborenen Keisers den großen
deutschen Barock-Komponisten, der am Sonntag Geburtstag hatte, vor
allem bei dessen eigener Passionen beeinflusst zu haben, wie Sandra M.
Ehses im Programmheft andeutet. Das Mitglied des "Ensemble Paulinum"
führte vor dem eigentlichen Konzert zusammen mit Prof. Werner Zager von
der Evangelischen Erwachsenenbildung eine halbe Stunde in das Werk und
dessen Hintergründe ein.
Das gut einstündige Konzert
war die perfekte Einstimmung in das Jubiläumsjahr. Ähnlich bescheiden
und stilvoll wie das schlichte Gotteshaus am Rande der Stadt, kamen die
beiden Formationen daher, deren Fokus auf einer historischen
Aufführungspraxis liegt. Dabei kamen bei dem Orchester auch die
passenden zeitgemäßen Instrumente zum Einsatz, die sich mit den
geschulten Stimmen des Chores zu einem harmonischen Klangbild fügten.
Dominiert wurde die Passion
durch die Rezitative. Bei diesem, dem Sprechen angenäherten Gesang,
wurde der Evangelist (Burkhard Hildebrandt) lediglich durch die Basso
Continuo-Gruppe begleitet, während Jesu Texte (Stephan Wernersbach)
von mehreren Instrumenten unterstrichen wurden. Die anderen Charaktere
wurden von den verschiedenen Chormitgliedern interpretiert.
Den Aufführenden gelang es
leicht, das Publikum in den Bann ihrer Musik zu ziehen. Nur das
gleichzeitige Umblättern der Texthefte unterbrach die andächtige Stille
in dem einfachen Gotteshaus, in der das Werk seine ganze Schönheit
entfalten konnte.
(Quelle: Nibelungen-Kurier)