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Spätbarocke Perle funkelt prächtig
11.08.2009 - WORMS
Von Gunter Weigand
KLOSTERKIRCHE Ensemble Paulinum führt rare Caldara-Messe auf
Die festliche Ausgestaltung
eines Gottesdienstes war die ursprüngliche Aufgabe der sakralen Musik,
bevor sie sich allmählich auch auf dem weltlichen Podest des Konzertes
bemerkbar machte.
Das Ensemble Paulinum unter der Leitung von Christian Bonath ging mit seiner Interpretation der "Missa brevis" in G-Dur des italienischen Komponisten Antonio Caldara (1670-1736)
zurück zu den Wurzeln der Kirchenmusik. Caldara, italienischer Cellist
und Komponist, gehört zu den Komponisten des venezianischen Spätbarocks
Christian Bonath hatte bereits vor einigen Jahren an einer Aufführung dieser Caldara-Messe
teilgenommen und den Entschluss gefasst, das Werk des heute wenig
bekannten Komponisten in Worms in seiner Klangpracht wiedererstehen zu
lassen.
Antonio Caldaras meisterhafte
Beherrschung des spätbarocken Kompositionsstils hatte ihm besonders den
Respekt seiner Musikerkollegen eingetragen. Berühmte Komponisten wie
Bach, Mozart und Brahms fertigten Kopien von Caldaras Werken an, um
seine Techniken zu studieren. Doch nach seinem Tod 1736 geriet Antonio
Caldara zumindest beim Publikum in Vergessenheit, was dazu führte, dass
er heutzutage nur selten gespielt wird.
Das Ensemble Paulinum musste
an diesem Nachmittag gleich mehrere Ausfälle verkraften, doch dies
wirkte sich nur in wenigen Fällen auf die Qualität der Darbietung aus.
Das einleitende Kyrie nahmen
die Sänger voller Schwung in Angriff, dem sich die kleine Gruppe
Instrumentalisten nur zu gerne anschloss. Die von Stefan Wernersbach und
Sandra Ehses gesungenen Solopartien gerieten überzeugend und kamen in
der Akustik der Klosterkirche gut zur Geltung. Beim Übergang zum Credo
geriet das Ensemble jedoch ins Schwimmen und trieb seinem Dirigenten
Christian Bonath Schweißtropfen auf die Stirn, bis er mit seinem
Taktstock die Ordnung wiederhergestellt hatte.
Es ist das Schicksal von
Kirchenmusik, dass sie im liturgischen Kontext manchmal nicht ganz die
Beachtung findet, die sie verdient. Die von Christian Bonath während der
Abendmahlsfeier gespielte Orgelsonate von Baldassare Galuppi mit ihrem
lieblichen zweiten Satz wäre auch im Rahmen eines Konzerts nicht fehl am
Platz gewesen.
Natürlich wird beileibe nicht
jeder Gottesdienst in der Pauluskirche so festlich ausgestaltet. Anlass
für die Aufführung der Caldara-Messe war der Namenstag des heiligen Dominikus, der Patron und zugleich Namensgeber des Dominikaner-Ordens
ist. Wie Pater Ludger Fortmann OP in seiner Predigt feststellte, war es
ein Wesenszug des heiligen Dominikus, Neues und Unbekanntes zu
entdecken.
Um so passender die Wahl von
Antonio Caldaras Missa brevis für die Umrahmung des Gottesdienstes, denn
für viele Besucher dürfte der Komponist wirklich eine Neuentdeckung
gewesen sein.
(Quelle: Wormser Zeitung)